Persönlicher Eindruck / Kommentar zu meinem Venedig-Aufenthalt
Für sechs Monate in einem nur mit dem Nötigsten, aber das auf perfekte Art, eingerichteten „piano nobile“ in Venedig Gastrecht zu geniessen, war für mich ein enormer Glücksfall; und ich erlebte diesen Aufenhalt als unvergessliche Wohltat für Sinne und Seele.
Die „unpersönliche, nüchterne Leere“ von Castelforte empfand ich als sehr inspirierend; und dort konnte ich alein sein ohne mich einsam zu fühlen.
Vergessen durfte ich meine Arbeit, mein Atelier in Basel! Kein ERTRINKEN in abgelegten Noten, Partituren, Tondokumenten, Büchern und Erinnerungen aller Art (d.h. im ganzen Vergangenheits-Müll -), sondern ein von Erwartungen und Sorgen unbelastetes EINTAUCHEN in die schillernd spiegelnde Farbenwelt der venezianischen Kanäle, Paläste und Kirchen.
Der Aufenthalt ermöglichte mir ein lange nicht mehr erlebtes unbekümmertes Geniessen, Herumschlendern und Trödeln, Espresso-und Spritz-Trinken ohne schlechtes Gewissen, d.h. ohne Arbeitszwang.
Von der Stille und Ruhe des Ortes werde ich noch lange – hoffentlich produktiv – zehren: keine Hektik; ab und zu das Tuckern eines Motorbootes, das Klappern von Passanten unten auf dem Campo Castelforte, fröhlich das herüberschallende Schnattern der StudentInnen vom Campo S. Margherita.
Jetzt, nachdem diese schönen Tage vorbei sind, repetiere ich jede Nacht als Einschlafhilfe alle Vaporetti-Stationen und sehe Kanäle, Brücken und Palazzi, aber auch den unvergesslichen, grandiosen Ausblick aus dem „salone“ wie in einem Film an meinem inneren Auge vorbeigleiten, und ich höre die verschiedenen „Carillons“ von San Pantalon, Carmine und Frari.
Der Stiftung Castelforte und besonders alles Ihren Mitarbeiterinnen in der Schweiz und Venedig danke ich von ganzem Herzen, dass sie mir dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Auszug aus:
„SchWellen(-Mätteli)Sittich“, Venedig 2008